Hart trainieren, Ziele erreichen, Erfolge feiern. Das ist toll. Aber was ist, wenn’s mal nicht so läuft wie geplant?
Eigentlich wollte ich ja dieses Jahr meine erste olympische Distanz schaffen. Eigentlich zum Sommerabschluss zum familiärsten Triathlon Deutschlands in die Pfalz fahren. Eigentlich.
Es kam anders als geplant. Knie angehauen. Bein entzündet. Und schwupps wurde aus einer Schürfwunde eine zweimonatige Laufpause.
Anlass für ein paar Gedanken zu den Unwägbarkeiten des Alltags im Leben einer Freizeitsportlerin.
Und erstens kommt es anders
Die ambitionierte Triathletin setzt sich Ziele, macht sich einen Trainingsplan und zieht ihn dann durch. Komme was da wolle.
Im wahren Leben kommt allerdings ganz schön oft, was da will.
- zum Beispiel Verletzungen
- zum Beispiel der Job
- zum Beispiel die Kinder
- zum Beispiel die Technik
Das ganz normale Leben eben
Jedes für sich genommen sind das meist keine Dramen. Die Erkältung, die Überstunden, die xte durchwachte Nacht, der platte Reifen am Fahrrad.
Das ganz normale Leben eben, das dem schönsten Plan so oft in die Quere kommt.
Was tun, wenn’s nicht so läuft wie geplant?
Alles ganz normal, ja. Wenn’s geballt kommt, wirft es einen doch leicht aus der Bahn.
Ich fand das immer wieder frustrierend. Und so wurde aus Bewegungslust ganz schnell Trainingsfrust.
Hier sind ein paar Dinge, die mir geholfen haben:
- Die Ausnahme als Regel ansehen – und einen Plan B in der Tasche haben
Ich gestehe: In habe ich es noch nie geschafft, einen Trainingsplan haargenau einzuhalten.
Das mag an meiner generellen Faulheit liegen. Oder einfach daran, dass Störungen eher der Normalfall sind als die Ausnahme.
Mit dieser Idee als Grundprämisse wird vieles leichter. Wenn ich davon ausgehe, dass etwas schief laufen wird, kann ich einen Plan B in der Tasche haben: Wenn es Montag früh nicht klappt mit dem Training, dann Montag abend. Wenn Laufen nicht geht, dann Schwimmen etc.
Das Tolle am Triathlon ist ja: Es gibt immer eine Alternative!
- Nicht ärgern über Dinge, die man nicht ändern kann
Zugegeben, das ist für mich eine der härtesten Übungen. Wie oft bin ich unleidig, weil das Laufen mal wieder nicht so funktioniert, wie ich es mir vorstelle.
Aber wütend werden, weil die Beine schwer sind oder wieder eine Woche Training wegen Erkältung ausfällt, hat noch niemandem genutzt.
- Die Erwartungen sein lassen
Gehört mit obigem zusammen. Führt aber noch weiter. Heisst ganz einfach, sich von Vorstellungen zu verabschieden, wie die Dinge zu sein haben.
Ich müsste doch eigentlich schon längst wieder locker 10km laufen können.
Ich müsste doch ein halbes Jahr nach der Geburt wieder fit und schlank sein.
Ich müsste doch eigentlich …
Geht aber eben jetzt gerade nicht. Und das ist auch kein Drama. Es ist einfach so.
Je eher ich mich bei solchen “ich müsste doch eigentlich…” Gedanken ertappe, je eher ich solche Erwartungen sein lassen kann, desto schneller wird der Weg frei, etwas draus zu machen.
- Das tun, was ich jetzt tun kann
Vielleicht wird es heute nichts mit dem 2-Stunden-Ausritt, dafür kann ich vielleicht noch eine halbe Stunde Sprints einschieben. Vielleicht ist mit Laufen dieses Jahr nichts, dafür kann ich meine Schwimmtechnik verbessern.
Und vielleicht ist auch heute einfach mal eine Pause angesagt.
- Offen sein
Ziele sind toll, um etwas zu erreichen. Aber sie schränken auch das Blickfeld ein. Ganz oft liegt in Momenten, wo etwas schief läuft, eine schöne Chance, sich umzuschauen.
Wie heute morgen, als auf halber Strecke raus aus der Stadt meinem Hinterrad die Luft ausging. Ich schaute mich um und sah zum ersten Mal, woran ich sonst immer vorbeipese.
Habe das sowjetische Ehrenmal und den Plänterwald in Treptow wiederentdeckt. Schöne Momente am Wasser verbracht. Und mir diesen Blogpost ausgedacht.
- Den Moment genießen
Beim NordseeWoman Triathlon letztes Jahr fing meine Bremse am Fahrrad an zu schleifen. Absteigen oder mit Hemmschuh weiterfahren? Ich habe mich für’s Weiterfahren entschieden und wurde grandios und mit fettem Abstand Letzte.
Dafür hatte ich meine persönliche Motorrad-Eskorte. Und habe mich mit Kalle, dem Motorrad-Polizisten, auf der Rad-Etappe blendend unterhalten. Bis heute eine meiner liebsten Wettkampf-Erinnerungen.
- Das schätzen, was ist
Ja, mit dem Triathlon war es nichts diesen Sommer.
Aber ich habe zum ersten Mal nach 9 Jahren wieder einen Halbmarathon geschafft. Habe meine Schwimmtechnik massiv verbessert, bin viele Stunden im See geschwommen und habe gelernt, länger als je zuvor am Stück zu schwimmen.
Und ich freue mich jedes Mal, wenn ich im Tiergarten die saftigen Bäume sehe. Ganz egal, wie langsam ich darunter herlaufe.
- Und schließlich: Alles nicht so ernst nehmen
Manchmal hilft es auch einfach, mich daran zu erinnern, warum ich das eigentlich mache. Geht es darum, stolz zu sein auf das Finish? Damit angeben zu können? Oder unterwegs Spaß zu haben, mich lebendig und stark zu fühlen?
Der Golf-Champion David Duval hat das mal schön zusammengefasst, nachdem er nach diversen gescheiterten Anläufen die US Masters gewonnen hatte. Irgendwann sei ihm klar geworden:
Letztlich ist doch alles nur ein Spiel.
Und damit war der Weg frei, ganz entspannt zum Ziel zu kommen.
In diesem Sinne: Viel Spaß beim Spielen, Trainieren und Leben!
Wie gehst du mit Trainingsfrust um? Schreib uns in den Kommentaren!
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